Baracharacher Ruderverein 1884 e.V. 125 Jahre BRV

Die Restaurierung der "Fürstenberg" - Holzkunst auf höchstem Niveau

Der Doppelzweier "Fürstenberg" - ein Boot mit Charakter

Die „Fürstenberg“ werden viele noch kennen, vor allem die langjährigen Mitglieder des BRV. Das 1921 getaufte und mittlerweile nunmehr 88 Jahre alte Boot wurde bis Mitte der 1980er oft und gerne gerudert, dann jedoch kam der Doppelzweier in die Jahre und das Holz riss. Reparaturversuche mit Epoxydharz blieben langfristig erfolglos, so dass die „Fürstenberg“ bis 2009 ungerudert im Bootshaus lag. Das ist sehr schade, denn dieses Boot lässt sich nicht nur sehr angenehm rudern, sondern es ist auch ein Objekt allerhöchster Holzbaukunst. Das Klinkerboot ist äußerst fein und filigran gebaut. Mit seinen über 9 Metern Länge wiegt es gerade mal 50 Kilogramm, was an einem äußerst geringen Materialeinsatz liegt. Die Pvlanken der Bootswände haben eine Dicke von lediglich 5 Millimetern! Auch die Spanten sind sehr schmal. Dennoch ist das Boot äußerst stabil – ein Beweis dafür, dass die Bootsbauer ihr Geschäft mehr als verstehen! Auch die verwendeten Hölzer zeugen von der Qualität der „Fürstenberg“.

Der Rumpf der „Fürstenberg“ besteht aus Mahagoniholz, die Planken wurden mit Kupfernieten aneinander befestigt. Die Spanten sind aus Eiche und Mahagoni, das Dollbord wurde aus Gabun gefertigt. Gabun ist ein afrikanisches Holz ähnlich unserer Eiche, jedoch weicher und äußerst wasserresistent.

Die Arbeit am Boot

Das Boot wirklich originalgetreu aufzuarbeiten stellte sich als äußerst schwierig heraus. Die Suche nach dem passenden Mahagoniholz wurde zur Herausforderung, denn von den 150 existierenden Sorten unter anderem aus Afrika, Süd- und Mittelamerika sind mittlerweile 60 bis 70 wegen der früheren übermäßigen Abholzung nicht mehr erhältlich und weitere stehen heute unter Naturschutz, um deren Aussterben zu verhindern. Die ursprüngliche Mahagoniart war nicht mehr zu bekommen, daher wurde als Alternative Sipo gewählt, das sich durch seine Wasserresistenz auszeichnet. Diese Eigenschaft ist äußerst wichtig im Bootsbau, da das Holz ständig dem Wasser ausgesetzt ist, jedoch nicht quellen oder sich verziehen darf.

Auch die verwendeten Kupfernieten zur Befestigung der Planken waren nur sehr schwer zu bekommen. In den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stellten sie ein gängiges Mittel zur Montage der Planken dar, heute jedoch werden sie kaum noch verwendet. So musste auch das speziell benötigte Werkzeug erst gefunden oder sogar selbst hergestellt werden. Doch der Aufwand lohnt sich: Die 2000-3000 Nieten, die das Boot zusammenhalten und im Abstand von 1 bis 4 Zentimetern im Holz stecken, sorgen dafür, dass das Holz auch beim Quellen nicht reißt, sondern sich geringfügig bewegen kann. Bei der Alternative Leim, bei der die Planken fest miteinander verbunden sind, besteht die Gefahr, dass das Holz durch unterschiedliche Ausdehnung reißt.

Die größten Schäden wies das Heck der „Fürstenberg“ auf. Das Holz war dort in einem so schlechten Zustand, dass es komplett erneuert werden muss. Dazu wurde der Spiegel ganz heraus genommen und das Boot dadurch um 5 Zentimeter verkürzt. An den Planken waren 30 Prozent der Bretter zu erneuern, weil sie Löcher und Risse aufweisen. Vor allem während der Arbeit am Boot traten nach und nach Schäden zu Tage, die vor Beginn der Restaurierung noch gar nicht sichtbar waren.

Die eigentliche Instand-setzungsarbeit passierte in drei Schritten. Zunächst wurde der vorhandene Lack abgekratzt und das darunter hervortretende Holz gesandstrahlt und mehrfach geschliffen, bis es wieder glatt und gleichmäßig war.

Im nächsten Schritt wurden die defekten Planken herausgenommen und durch neue Bretter ersetzt. Das Herausnehmen der alten Hölzer musste äußerst vorsichtig geschehen, damit die Umgebung nicht auch noch beschädigt wird. Zunächst wurden mit einer Flex die Nietenköpfe entfernt, dann mit einem Metallstift die Nieten aus dem Holz geschlagen und schließlich das Brett vorsichtig herausgelöst.

Nachdem die neuen Bretter genau zugeschnitten und eingepasst waren, wurden in den verbleibenden Brettern vorhandene Risse mit Epoxydharz gefüllt. Damit die Bretter von innen dicht werden, wurde der Expoydharz in Aceton vermischt und auf die Bretter aufgetragen.
Die defekten Gabun-Hölzer im Bug wurden durch das festere Ahorn ersetzt.

Der letzte Arbeitsschritt war das Lackieren des Bootes. Während Boote früher von außen besonders gut lackiert wurden, ging man nun umgekehrt vor. Die „Fürstenberg“ wurde von innen etwa 3 bis 5 Mal und von außen 3 Mal mit langöligem Kunstharzlack behandelt und abgedichtet. Der Vorteil ist, dass so das Wasser innen nicht in die Planken einziehen kann. Dadurch quillt das Holz nicht und der Lack außen bleibt stabil.

Um die Arbeiten einmal zeitmäßig festzulegen: Allein für die Schleifarbeiten wurden 150 Arbeitsstunden benötigt, die von den Mitgliedern des Vereins und vor allem unseren Bootsrestaurateuren Peter Boes und Brigitte Schaller geleistet wurden. Insgesamt hat der Verein 500 Arbeitsstunden in die Restaurierung dieses Bootes gesteckt.

Bei einem solchen Arbeitsaufwand stellt sich natürlich des Öfteren die Frage: Warum restaurieren wir dieses Doppelzweier überhaupt?! Die Antwort darauf fällt – zumindest den ambitionierten Ruderern ebenso wie unserem Bootsrestaurator– leicht. Weil die „Fürstenberg“ ein wunderbar zu ruderndes und schön anzusehendes Boot ist! Zudem spielen natürlich auch praktische Aspekte mit: Der Verein hat immer mehr aktive Ruderer, benötigt also mehr Boote. Ein neues Boot ist jedoch unverhältnismäßig viel teurer als die Instandsetzung eines vorhandenen Bootes.

So bleibt der neuen alten, aber stets guten „Fürstenberg“ nur eins zu wünschen:

Hab noch viele Fahrten vor dir und dabei stets eine Handbreit Wasser unter dem Kiel!

Die Taufe des Bootes findet am Samstag, den 05.09.2009 um 11:00 Uhr im Rahmen der Festlichkeiten zum 125jährigen Bestehen des Bacharacher Rudervereins statt. Nach der Jungfernfahrt kann die „Fürstenberg“ dann besichtigt werden. Über eine zahlreiche Teilnahme an der Taufe und reges Interesse am Boot würde sich der Verein sehr freuen.

 

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