Baracharacher Ruderverein 1884 e.V. 125 Jahre BRV

Von gestern bis heute - 125 Jahre Bacharacher Ruderverein

Was kann wohl ein Skatabend mit Rudern zu tun haben? - Wir sagen: „Sehr viel!"

Denn damit begann vor 125 Jahren unsere wechselvolle Vereinsgeschichte – festgehalten als erste Eintragung in unserem Protokollbuch: „Am 1. October 1884 Abends beim gemüthlichen Scat, beschlossen die Herren Hch. Steigerwald, Wilh. Greift, Eug. Wasum einen Ruder Verein unter dem Namen Bacharacher Ruder-Verein zu gründen, und vertheilten die Geschäfte des Vorstandes (...) unter sich (...).“

Sofort mitbeschlossen und im Protokollbuch eingetragen wurde unter Präsident Steigerwald der Zweck des Vereins, nämlich „seinen Mitgliedern Gelegenheit und Anleitung zu regelmäßigen Körperübungen durch Rudern zu geben“. Damit war eine Aufgabe umrissen, die heute noch genau so gültig ist wie damals.

Den ersten Vierer erwarb der Ruderverein im Dezember 1884 für 180 DM, zuzgl. 20 DM Transportkosten vom Mainzer R.V. Im März wurde dann der Bau eines kleinen Bootshauses beschlossen, womit der Grundstein für einen geordneten Ruderbetrieb gelegt war.

1885 übernahm Eugen Wasum die Präsidentschaft des Vereins, 1886 wurde das zweite Boot gekauft: ein Zweier-Riemenboot. Die Boote waren schon damals nicht billig und so gab der Verein Aktien zu je 10 DM aus, um seine Schulden zu senken. Die Rückzahlung erfolgte ab 1890 mit jährlich 4 Stück, also 40 DM, ohne Zinsen.

Nach einjähriger Bauzeit wurde ein neues Bootshaus neben dem „Kirchhof" auf Bahngelände errichtet.

1890 übernahm Jacob Baumann das Präsidentenamt, welches zwei Jahre später erneut von Eugen Wasum übernommen wurde.

1893 konnte mittels einer Spendenliste für 600 DM ein Skullboot gekauft werden. Zu dieser Zeit wurde der Ruderbetrieb immer lebhafter und es wurden Regatten besucht. Trotzdem stand schon zu dieser Zeit immer das Wanderrudern im Vordergrund.

1898 wurde das Bootsstübchen renoviert und der Beitritt zum Deutschen Ruderverband beschlossen. Erst Jahre später ist zu lesen, dass die Aufnahme damals vom Verband abgelehnt wurde, weil der Verein zu klein und unbedeutend sei. Zu dieser Zeit hatte der Verein 17 Mitglieder.

Boot "Hohneck" - 1898

1899 konnten dann ein Doppelzweier und ein Skiff angeschafft werden.

1904 war die Mitgliederzahl so angewachsen, daß der Bau eines neuen Bootshauses auf Wasserstraßengelände beschlossen wurde, für das Eugen und Arthur Wasum je 500 DM stifteten. Bei der Einweihung 1906 wurde ein großes Fest gefeiert.
Als Anlegestelle für die Boote wurde zu dieser Zeit die Böschung unterhalb der Badeanstalt Kilsbach benutzt.

1910 erfolgte der Beitritt zum Deutschen Ruderverband, diesmal auf Ersuchen dieses Verbandes, der vor 12 Jahren die Aufnahme verweigert hatte.

Während des Ersten Weltkrieges lag der Ruderbetrieb vollständig lahm, da die Mitglieder allesamt eingezogen wurden. Erst 1920 wurde der Ruderbetrieb wieder aufgenommen, das einzige noch intakte Boot von Bingen abgeholt, wo es stationiert war.

1921 konnten ein neuer Doppelzweier („Fürstenberg“) und zwei gebrauchte Einer („Loreley“, „Blücher“) erworben werden. Arthur Wasum übernahm außerdem in diesem Jahr den Vorsitz im Verein und Eugen Wasum wurde für 37jährige Präsidentschaft zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

1923 wurde Arthur Wasum zum Ehrenmitglied ernannt und Victor Steigerwald sein Nachfolger als 1. Vorsitzender.

1924 hatte der Verein 59 Mitglieder. Im selben Jahr wurde ein Rennvierer getauft.

1926 bekam der Verein eine Anlegepritsche. Er hatte jetzt 65 Mitglieder.

1927 wurde Fritz Bastian 1. Vorsitzender. Mittlerweile konnten auch jüngere Schüler Mitglied werden. Auf der Regatta in Boppard zwei Jahre später gewannen der Doppelzweier, besetzt mit Jost, Victor Mades und Karl Eckstaedt als Steuermann und der Kreisstädtevierer mit 3 Längen Vorsprung, besetzt mit Toni Linz, Victor Mades, Joh. Jost, Karl Heinz Barth und Karl Eckstaedt als Steuermann.

Ein Novum in der Vereinsgeschichte war der 31.1.1931. Erstmals wurden vier Damen, nämlich Ellen und Inge Carstensen, Irmgard Gölz und Marianne Hertzig als Mitglieder in den Verein aufgenommen.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Ruderbetrieb bis 1942 durch die vielen jungen Ruderer aufrechterhalten. Nach Beendigung des Krieges war der Ruderverein nach dem Kontrollratsgesetz aufgelöst und sein Vermögen blockiert. Die Boote waren in dem Keller Froning ausgelagert und dort in relativ guter Obhut.

1947 erfolgte eine mündliche Genehmigung der französischen Militärregierung. Unter dem Vorsitz von Johannes Lieberz fand am 10.11.1947 mit 35 Mitgliedern in der Weinstube Jost die Neugründung bzw. Fortführung des Vereins statt. In der Vorstandssitzung vom 7.10.1949 beschloss man die Wiederherstellung des Bootshauses, in dem nach dem Krieg mit Billigung der Militärbehörden eine Aalräucherei eingerichtet worden war, und die Wiederinstandsetzung der geretteten Boote. 1955 lief der Ruderbetrieb wieder auf vollen Touren. Der Verein hatte 90 Mitglieder.

Doch mit dem Bau der Umgehungsstraße B9 kamen neue Sorgen kamen auf den Vorstand und Verein zu. Das Bootshaus, das zwei Weltkriege überlebt hatte und mit dem so viele schöne Erinnerungen verbunden waren, musste weichen. Es stand genau auf der Trasse der geplanten neuen Straße.

1952 wurde der Bau des neuen, jetzigen Bootshauses mit dem ersten Spatenstich durch den 1. Vorsitzenden Johannes Lieberz begonnen, die Einweihung fand 1953 statt. 1962 wurde dann noch eine Minigolfanlage dem Bootshaus zugefügt.

1953 wurde Wilhelm Wasum zum 1. Vorsitzenden gewählt.

Ab 1955 machte der Bau einer Bootspritsche Sorgen. Sie sollte den Behörden gegenüber genehmigungsfähig sein und dem immer stärker werdenden Wellenschlag der Schiffe standhalten. Eine Lösung wurde schießlich gefunden. Heute ist seit 1976 ein noch besseres Modell verankert, um das sich die Ruderkameraden Gerhard Ginsberg und Karlheinz Braun durch erhebliche Eigenleistung verdient gemacht haben. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 11.000 DM.

Die große Wanderfahrt 1957 führte von Bacharach nach Koblenz, moselaufwärts bis Beilstein und wieder zurück. Einen Bootswagen gab es damals noch nicht, das ganze Gepäck der Teilnehmer wurde im Boot transportiert. Im Jahr zuvor war ein Vierer von Trier bis Koblenz unterwegs. Das Boot musste mit der Bahn nach Trier verladen und ab Koblenz mit seiner Mannschaft auf einem Personendampfer nach Bacharach verfrachtet werden.

1958 erfolgte wieder eine große Wanderfahrt über die Saar zur Mosel bis Koblenz.

1960 zählte der Verein 87 Mitglieder.

Für die Zeit vom 1. 6. bis 15. 7.1963 wurde eine Werbeaktion für Jugendliche gestartet, die dem Verein 33 neue Mitglieder zuführte. Um die Sicherheit auf dem Rhein besorgt, konnte der Vorstand erreichen, dass in regelmäßigen Abständen durch die Wasserschutzpolizei Unterricht über die Rheinschifffahrtsbestimmungen usw. gegeben wurde.

Ab 1965 wurden die Geschicke des Vereins von Wilhelm Borniger geleitet. Wilhelm Wasum wurde Ehrenvorsitzender.

Nach zwei erfolgreichen Jahren übernahm 1967 Jürgen Bastian den 1. Vorsitz. Der Verein zählte jetzt 105 Mitglieder. Von den Aktiven wurden 6.142 km gerudert. Viele auswärtige Wanderruderer besuchen den Verein.

1967 wurde das erste Kunststoff-Boot, ein Riemenvierer, gestiftet vom Ehrenvorsitzenden Wilhelm Wasum, dem BRV übergeben. Der Täufling erhielt den Namen „Herbert Wasum".

1969 wählte die Generalversammlung Albert Heisecke zum 1. Vorsitzenden des Vereins. Claus Zimmer wird als Trainer für die jungen Ruderer gewonnen, was zu vielen Rennerfolgen beitrug.

1973 gab es drei neue Boote: den Renneiner „Claudia“, den Renn-Doppelzweier „Frank“ und den Trainings-Skiff „Hans-Dampf“.

1979 stellt der Verein neben vielen Regattasiegen den Landesmeister im Leichtgewicht-Doppelzweier, Jahrgang 1966 in Bad Kreuznach und den Deutschen Vizemeister in dieser Bootsklasse mit der Mannschaft Frank Fugh und Frank Schönel. Auf dem Stausee in Niederhausen bei Bad-Kreuznach gehörte Klaus Schumacher zur Mannschaft des Senioren-Achters der Renngemeinschaft Bingen-Bacharach, die die Landesmeisterschaft errang.
Erstmals gelang es unserem Vierer bei der Bootsralley St. Goar – Boppard den Sonderwettbewerb „Wer hat das schönste Boot?" mit einem feuerspeiendem „Wikingerschiff" zu gewinnen Dem siegenden „Wikingerschiff“ im Sonderwettbewerb des Jahres 1979 folgte 1980 ein 2. Platz mit unserem „Musikdampfer“, 1981 ein 1. Platz mit unserem Boot „Tulpen aus Amsterdam“, 1982 ein 2. Platz mit der Neuauflage des „Wikingerschiffs“ und 1983 ein 2. Platz mit unserem Märchenschiff „Der Froschkönig“.

Um die Verbundenheit mit der französischen Partnerstadt zu dokumentieren, wurde anlässlich der 20jährigen Partnerschaftsfeiern in Bacharach ein Kunststoff-Doppelvierer von der Gattin des Bürgermeisters von Santenay (Burgund), Frau Borderiou, auf den Namen „Santenay"getauft.

Der renovierte und verschönerte Clubraum im Bootshaus war jetzt immer öfter der Mittelpunkt von kleinen Vereinsveranstaltungen, die auch von der Jugend ausgerichtet wurden.

1980 wurden Fugh und Schönel, wie bereits 1979, in ihrer Klasse wieder Landesmeister und nach dem Vizemeister 1979 im Bundeswettbewerb in Wolfsburg erstmals Bundessieger im Jungen- und Mädchenrudern-Leichtgewicht-Doppelzweier Jahrgang 1966 in Rüsselsheim.

Ein gebrauchter Bootstransportwagen erleichterte den Besuch von Regatten und die Durchführung von Wanderruderfahrten.

1983 – Hochwasser! Leider ist unser Bootshaus nicht hochwasserfrei. In diesem Jahr stand es plötzlich mitten im Rhein und war nur noch mit Booten und Nachen erreichbar. Vorherige Räumung und anschließende Reinigung von Schlamm und Unrat gehörten zu den unerfreulichen Pflichten der Ruderer.

1984 feierte der Verein dann sein 100jähriges Bestehen. Zünftig ging es zu in dem großen Festzelt auf dem Sportplatz, mit musikalischer Untermalung durch ein Blasorchester.

1989 war ein wichtiges Jahr für den Verein: Ein Generationenwechsel fand statt. Die Vereinsführung durch durch neue, junge Vorstandsmitglieder wie Achim Schleis, Norbert Mießner und Franzgerd Mießner verjüngt. Die bewährte Führung von Albert Heisecke blieb weiterhin bestehen. Dieses Team investierte verstärkt in die Jugendarbeit.

1991 wurde der Kunststoff-Doppel-Dreier „Wirbelay“ getauft, kurze Zeit später die Loewe-Einer „Bert'l“, „Fips“ und der Doppel-Zweier „Wilhelm Wasum“.

Ein weiterer Einer erhielt den Namen „Durch Sonne, Mond und Wind“. Der zunächst eigenartig anmutende Name geht auf Gerhard Ginsberg zurück, der stets mit der Redewendung „ ... durch Sonne, Mond und Wind“ geschimpft hat.

Seit 1995 lebte dank Wanderruderwart Gerhard Ulrich sowie Karsten Ulrich eine alte Tradition erfolgreich wieder auf: die lange Sommerwanderfahrt. Im ersten Jahr ging es auf der Donau von Esztergom nach Mohács, wo bemerkenswerte Tagestouren von 60 und mehr Kilometern zurückgelegt wurden – wohlgemerkt: die Donau hat kaum Strömung! Übernachtet wird seit jeher in Zelten.

In den folgenden Jahren bis heute organisierte der Verein jedes Jahr eine solche Fahrt, die immer wieder gro

ßen Anklang findet. So fahren immer 15 bis 20 Ruderer mit.

 

Im Jahre 1999 fand dann die Ablösung des 1. Vorsitzenden Albert Heisecke statt. Herr Heisecke gab den Posten nach 30 Jahren erfolgreicher Vereinsführung freiwillig ab. Norbert Mießner, der Jugendruderwart, wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt, 2. Vorsitzende wurde Andrea Schleis.

2002 kaufte der Verein den Kunststoff-Doppel-Vierer „Rheingauner“. Im Anschluss begann die heute noch immer andauernde Sanierung des Bootshauses durch den Einbau neuer Fenster, Türen und Sanitäranlagen. Außerdem wurde das Bootshaus verputzt. Die Sanierung wird durch Mitgliederspenden, Darlehen der Mitglieder sowie der Mithilfe bei Veranstaltungen wie dem Winzerfest, der Kulinarischen Sommernacht oder anderen Veranstaltungen finanziert. So war und ist es dem Verein seit der Gründung möglich sich selbst zu finanzieren. Dabei helfen auch die vielen handwerklich begabten Ruderer im Verein, die die Boote immer selbst renoviert und dem Verein damit große Kosten erspart haben.

Seit 2002 findet nicht mehr nur die große Sommerwanderfahrt statt, sondern auch eine Herbsttour. Diese führte die Ruderer stets an den Neckar, der in Etappen beinahe gänzlich berudert wurde und auch dieses Jahr noch weiter berudert werden soll.

Ein weiterer Höhepunkt im Ruderjahr des BRV ist die Pfingstfahrt. Seit vielen Jahren schon geht es auf die verschiedensten Flüsse, unter anderem standen schon die deutsche und französische Mosel, Lahn, Saar, Saale, Unstrut und der Main auf dem Programm.

2006 wurde eine neue Wanderfahrt ins Leben gerufen: die Jugendtour. Danke der mittlerweile 10 bis 15 regelmäßig aktiven Jugendruderer war dies möglich. Jeden Frühling geht es seitdem mit der Ruderjugend auf Tour. Von 2006 bis 2008 fand die Fahrt stets auf der Lahn statt, 2009 ging es wegen der mittlerweile guten Ruderkenntnisse der Jugendlichen und Kinder schon auf die größere Mosel.

Im Jahre 2007 eröffnete Eva Gresser im ehemaligen Clubraum des BRV ihre Gaststätte „Lunchbox“, die ein voller Erfolg ist.

Heiner Mades setzte im Winter 2008 / 2009 die alte Fortbildungstradition des Rudervereins mit einem Steuermannskurs fort, an dem alle aktiven Ruderer teilnahmen. Neben Kommandos, Manövern und Verhaltensweisen in Schleusen oder anderen kritischen Situationen klärte auch die Wasserschutzpolizei über ihre Arbeit und vor allem die Rechtsgrundlagen und Verhaltensweisen auf dem Rhein auf. Das Deutsche Rote Kreuz erklärte und demonstrierte, wie mit medizinischen Notfällen – beispielsweise gekenterten Ruderern in kaltem Wasser – umzugehen ist.

 

Seit 2009 besitzt der BRV nun auch eine eigene Website, die in Eigeninitiative und -leistung entworfen und programmiert wurde.

Seit Jahren hat der Verein nunmehr ca. 140 Mitglieder.

 

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